Das Paradies nennt sich Garten Eden. Paradiesisch angelegt ist der Garten von Ruth und Theo Galli, Deitingen. Ein Paradies, das in seiner lieblichen Idylle auch der unermüdlichen Arbeit und Herzblut bedarf.
Am letzten Samstag im Juni 2012. Es ist heiss, drückend heiss. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des HORIZONTE-Anlasses stehen im spärlichen Schatten einer Hecke und warten auf den Beginn der Führung. Am bisher heissesten Tag des Jahres bittet uns Ruth Galli zunächst ins Gartenhaus. Bei einem Becher Wasser - gekühlt vom Brunnen - erzählt sie uns die ersten Einzelheiten. Man spürt es schnell, hier spricht die Seele der Gartenanlage. Die beiden letzten Wochenenden hatte der rund 2'800 m2 umfassende Garten ebenfalls seine Pforten geöffnet (Tage der offenen Gartentür), insgesamt rund 1000 Personen haben ihn besichtigt. Da schätzen wir uns glücklich, dass Frau Galli heute Zeit für uns findet und uns ihren Garten persönlich vorstellt.
Der Weg führt uns vom Gartenhaus an üppig blühenden Rabatten vorbei zum imposanten, wenige Zentimeter tiefen Spiegelweiher, in welchem sich der Himmel abbildet. Eine Schale aus Rosenblüten und Dahlien schwimmt darin, gleich einem Mandala aus Blumen.
In langen Beeten und Rabatten sowie in Töpfen und Trögen verschwenden sich Geranien, Schmucklilien, Begonien, Stiefmütterchen, Rosen sowie unzählige einjährige Blumen. Buchskugeln in den verschiedensten Grössen gestalten die Beete mit, malerisch unterstrichen von stilvollen Statuen, Andenken aus Verona. Augenfällig sind die Dreiergruppen bei den Pflanzungen, die Familie hat drei Kinder.
Im ganzen Garten blühen die schönsten Rosen in verschiedensten Wuchsformen. Früher konnte man aus diversen Gründen nicht so einfach an die Königin der Blumen heran kommen. Daher führte der Sonntagsspaziergang Ruth Galli mit ihrem Vater oft in den Wald, sie suchten Rosenwildlinge. Zu Hause wurden diese im Topf kultiviert, auf Stammform gezogen und schliesslich veredelt. Auf diese Weise eignete sich die begeisterte Hobbygärtnerin schon früh viel Knowhow zur Rosenzucht und -pflege an. Davon profitieren die rund 52 Rosensorten, die heute auf ihrem zu einem grossen Teil mit einer Hecke umsäumten Grundstück stehen. Für guten Wuchs und kräftige Blüten empfiehlt Ruth Galli fürs Frühjahr:
„Heisse Schere, kaltes Herz!"
Gegen hinten findet der Garten durch den malerisch dahin fliessenden Önzbach seine natürliche Grenze. Ein Paradiesvogel späht inmitten von Funkien aus einer schattigen Rabatte am Wasser hervor. Viel sonnenhungriger sind da die Mohnblumen mit ihren mehrfach gefransten Blütenblättern, eine rare Sorte. Ein Hahn aus emailliertem Blech hält Hof zwischen Buchskugeln, Astilben und Löwenmäulchen. Viele Pflanzen tragen klangvolle Namen: Heidetraum, Nostalgie, Schneewittchen, Innocencia, Hosta, Ageratum, Alissum, Melampodium, Sanvitalia million suns… alle fein säuberlich auf schiefernen Täfelchen von Hand angeschrieben mit ihrem lateinischen und deutschen Namen … da ist die Eigentümerin ganz Perfektionistin.
Überall, wohin das Auge reicht, bevölkert einjähriger Sommerflor die Rabatten, umfasst von hellen Steinplatten oder dem satten Grün des Rasens. Über 4000 (!) Blumen werden jährlich von Ruth Galli angesät, pikiert, heran gezogen und ausgepflanzt, oft nach dem Mondstand. Fahren Gallis dann für ein paar Tage in die Ferien, so beschränkt sich die Anpflanzung auf ein paar wenige Tage im Frühling, während denen ein Grosseinsatz nötig wird.
Dieses Jahr hat die Familie der rüstigen und wesentlich jünger wirkenden Gartenfreundin per Inserat eine Hilfe gesucht. So arbeitet mit Frau Bolliger nun neu auch eine gelernte Gärtnerin mit. Viel Verständnis für die gärtnerische Leidenschaft seiner Frau hat Theo Galli, er unterstützt sie nach Kräften in technischen und handwerklichen Angelegenheiten.
Die Garten-Anlage ist eine interessante Mischung aus verschwenderisch, üppig blühenden Blumen, diversen lauschigen Wasserspielen und etlichen Zeugen aus Stein. Das Vorhandensein letzterer wurde oft geboren aus Situationen im familieneigenen Bauunternehmen. Steinerne Blöcke, Stelen, Tore… sie haben ihre Geschichten, erzählen aus vergangenen Tagen. Zu schade, wenn man sie einfach entsorgen würde. So fanden sie im Garten der Familie Galli ihren neuen Bestimmungsort.
Im eigenen Gewächshaus gibt uns Ruth Galli Einblicke in ihre diversen Garten-Arbeiten …die manchmal sogar mit Rock’n‘roll bewältigt werden.
Nun ist Zeit für Fragen. Die gewiefte Praktikerin gibt ausführlich und kompetent Auskunft zu den verschiedensten Anliegen. So gehören Geranien und andere Topfblumen unbedingt in neue, unverbrauchte Blumenerde. Auch ein patentes Rezept zur Vermeidung von Schnecken im Hausgarten wird preisgegeben.
Der Weg führt vorbei an Moorbeeten mit Azaleen und Rhododendren, an Töpfen mit Beerenobst (zum Naschen im Sitzen…), weiter entlang den Schnittblumen (immer freitags!) und via Rosengarten zur Terrasse des Hauses. Bei einem feinen Apéro vom Dorfkäser klingt der Anlass aus.
Gründlich entschleunigt verlassen wir diesen Flecken Eden. Tröstlich da das Zitat von Jean Paul:
„Die Erinnerungen sind das einzige (Garten-)Paradies, aus dem wir nicht vertrieben werden können!"
www.galligarten.ch
Garten-Führungen auf Anfrage (032 614 06 72)
„Folgen Sie mir in den Garten. Gehen Sie gemeinsam mit mir auf die Reise. Riechen Sie die feuchte Erde, die duftenden Blumen, beobachten Sie Vögel und Insekten. Spüren Sie den Wind auf Ihrem Gesicht und lauschen Sie dem Rauschen der Zweige. Lassen Sie sich von der Wärme der Sonne durchdringen. Schenken Sie allem, was in Ihnen und um Sie herum geschieht, Ihre volle Aufmerksamkeit. Sagen Sie ja zum Leben und zur Einheit mit dem Garten, der ein Spiegel Ihres Lebens ist."
Ruth Galli