
Eine bunt gemischte Gruppe von Frauen findet sich an diesem Mittwochabend im Kurslokal ein. Wie der Abend wohl so wird?
Die Kursleiterin, Heidi Seiler, Lommiswil, stimmt aufs Thema ein. Der Regenbogen verbindet Himmel und Erde. Er vereint verschiedene Farben. Diese haben eine Verwandtschaft mit den Tönen nach dem Grundgesetz der Oktave. Vervielfacht man die Schwingung eines Tones fortlaufend um das Doppelte (= 1 Oktave), so wird aus dem Ton mit der Zeit eine Farbe. Im Sprachgebrauch klingt das an in Ausdrücken wie Farbklängen, Klangfarben. Einige Menschen „sehen“ Farben, wenn sie Musik hören. Farben sind nach feinen Gesetzen mit- und untereinander verwoben.
Farbig bunte Gazetücher verwandeln sich unter den Händen der Kurs -Teilnehmerinnen im Handumdrehen in ein Flechtwerk. In der nachfolgenden vorgelesenen (Regenbogen-)Geschichte treten die Seelen der schlafenden Menschen durchs Himmelstor in Frau Holles Webstube. Dort weben wir Nacht für Nacht an unserem Lebenskleid mit den bunten Fäden, die wir bei Tag gesponnen haben. Jeder Gedanke, jedes Wort, jede Tat ergibt einen Faden. So spinnen wir tagsüber die zartblauen Geduldsfäden, die sanft rosa Trostfäden, die lichtgrünen Hoffnungsfäden, die dunkelgrünen Fäden der Bescheidenheit, die geheimnisvoll violetten Gebetsfäden, die tiefblauen Treuefäden, die heiteren Lachfäden, die fröhlich orangen Freudenfäden, die leuchtend roten Mutfäden - aber auch düsterrote Wutfäden, giftgrüne Neidfäden, aschgraue Böse-Worte-Fäden oder schwarze Hassfäden. Die Goldfäden der Liebe sind die besten, sie verwandeln durch ihr starkes Strahlen jeweils einen düsteren Verwandten in einen anderen Farbfaden… Bis zum Ende seines Lebens hat jeder Mensch sein Kleid selber fertig gewoben, mit dem seine Seele dann in den Himmelsgarten zieht.
Eine Farbe für sich alleine entwickelt und vermittelt eine Grund-Stimmung: Woran erinnert dich diese Farbe? Begegnest du oft dieser Farbe? Kleidest du dich in dieser Farbe? Findet man in deiner Wohnung diese Farbe? Magst du diese Farbe? Wie wirkt diese Farbe? Eingestimmt mit Gedanken und Fragen dieser Art begibt sich die Gruppe an ihre praktischen Arbeiten. Als erstes lernt jede Teilnehmerin eine Kordel aus verschiedenen (Regenbogen)-Farbsträngen zu filzen. Ausgerüstet mit dieser Grundtechnik kann jede Frau aus mehreren Angeboten wählen. So entstehen Haargummis, Farbengel und Regenbogenelf-Figuren. Bei eifriger Arbeit und geselligem Beisammensein vergeht die Kurszeit schnell. Lauter schöne Werke liegen da zum Schluss auf der Decke.
Mit einem Kurzausblick in Richtung Pfingsten (der Regenbogen ist unter anderem ein Sinnbild für dieses Fest) und der Übergabe der Dokumentation schliesst der Abend. Es ist immer wieder spannend, was zum „Schlager“ des Abends wird. Ob im Folgekurs auch wieder der Regenbogenelf das Rennen macht, wird sich am 6. Juni weisen.