
Unterwegs zur nächsten Geschichte...
Darf ich mich vorstellen? Mein Name ist Hüli. Mein Schöpfer ist Franz Walter. Ich bin ein Vertreter der weitläufigen Familie der Härdlütli und verdanke mein Leben dem sagenhaften Wanderbuch. Auch Rolf Imbach hat mich hie und da erspäht und mit dem Zeichenstift festgehalten.
Mein Ahn war Fridericus von der Hüli, welcher im 12. Jahrhundert im vorderen Jura am Fusse der Balmfluh seine Burg bewohnte. Ich selber bin in den Felsritzen, Erdlöchern, Höhlen und unter den knorrigen Baumwurzeln rund um die Ruine Balm gross geworden. Doch mittlerweile bin ich erwachsen (seit 267 Jahren!) und bewandere weite Teile des Juras. Zurzeit halte ich mich in der Gegend des Thals auf, in den Wäldern und Hügeln von Matzendorf und Laupersdorf.
Ich bin ein knubbeliges Erdwesen und habe schon vieles gesehen und erlebt. Doch diesen Samstag tut sich etwas Spezielles in meinem hügeligen Reich: Vom fernen HORIZONTE reisen etliche Menschenwesen sowie eine Hundedame an. Die Gruppe steht um zwei Männer herum. Der eine hat ein kleines Buch mit dabei. „Heute findet eine Entschleunigung statt“, sagt Franz, der Wandersmann.
Die Menschen wollen die herrliche Landschaft des Thals erleben. Franz wird von Zeit zu Zeit anhalten und Geschichten, Sagen und Überlieferungen aus dem kleinen Buch vorlesen. Die Personen setzen sich samt Hund in Bewegung. Bald einmal liegt der ebene Dorfkern hinter der Gruppe und es geht die recht steile Hügelflanke des Schattenbergs hinauf, Franz und Rolf ziehen vorne los. Schnell einmal zerfällt die Einheit in mehrere Teile. Das Tempo war zu forsch. Wie war das noch einmal mit der Entschleunigung? Die Gruppe verliert sich zum Teil aus den Augen. Wenn es nur allen gut geht.
Im Hornbachtal finden sich schlussendlich alle wieder und machen Rast zur Besichtigung der St. Antoniuskapelle. Die Gruppe hört die Geschichte einer Magd, die unschuldig als Hexe auf dem Scheiterhaufen landete. Auch vom heilkräftigen Wasser des Hornbachs ist die Rede. Doch dieses hat meine etwas schusslige Cousine, die Wetterhexe Faustina, bereits vor einigen Wochen versiegen lassen. Sie hat seit geraumer Zeit leider zu regnen vergessen. Die heilsame Wirkung des Bachwassers auf die Augen kann deshalb nicht erfahren werden.
Gemächlicher geht es nun ein anderes Strässchen hinunter. Unter Lindenbäumen lässt sich die Gruppe nieder. Franz setzt erneut zum Lesen an… Da unterbricht das laut knatternde Geräusch einer Mähmaschine die Idylle. Entschuldigung - war ein kleiner Streich von mir, so was habe ich von meinen Vettern, den Kobolden.
Weiter geht der Streifzug. Den Weg zum Sonnenberg und damit zur Lourdes-Grotte oberhalb Laupersdorf legen einige der Menschen zu Fuss zurück, andere holen nun ihr Auto, um die entstandene Verzögerung aufzuholen. Denn ein kleiner Zauber meinerseits bewirkte, dass die Zeit so schnell verstrichen ist – das weisse Kaninchen aus Alice im Wunderland hat mir den Trick verraten.
Immer wieder müssen ein paar Leute auf die anderen warten. Auf diese Art entstehen schier beiläufig immer wieder Momente, in denen genügend Raum bleibt für gute Gespräche. Diese nicht beabsichtigte Art der Entschleunigung ist für die beteiligten Menschenkinder eigentlich wohltuend.
Noch mehrere Male liest Franz aus seinem Wanderbuch und lässt damit Geschichten aus der Vergangenheit lebendig werden. Als er geendet hat, ist gerade das Postauto abgefahren...
Das nächste fährt erst in einer Stunde. Diese Situation versteht sich als letzte kleine Aufmerksamkeit meinerseits, mein Abschluss-Streich quasi. Da aber wenden die Menschen einen Zauber an, gegen den selbst ich machtlos bin: Mit gegenseitiger Hilfe und geschickter Organisation kommen die Menschen auch ohne Postauto wieder zum Ausgangspunkt ihrer Wanderung zurück und von da aus geht’s für alle individuell weiter, vielleicht sehe ich sie ja mal wieder an einem anderen der neuen HORIZONTE.