Fast fünfmal Futter für Fotografie-Liebhaber und Fortgeschrittene...
Am Mittwoch den 23. Februar 2011, dem dritten von insgesamt vier solchen Abenden, warten Menschen mit ganz verschiedenem fotografischem Hintergrund auf einen Rundgang in die „schöne neue Foto-Welt“. Es sitzen Leute hier mit sehr unterschiedlichem Zugang, vom Gelegenheitsfotograf bis hin zum gewieften User der einschlägigen technischen Möglichkeiten. Der Kursleiter,
Christian Seiler, führt lebendig und mit viel Anschauungsmaterial zu den verschiedenen Geräten und Entwicklungen des Fotoalltags.
Uns werden die grossen Veränderungen in der Foto-Welt so richtig bewusst gemacht: Früher arbeitete man mit Film und Negativen, konnte höchstens 36 mal abdrücken, dann war der Film zu Ende. Die Aufnahmen konnten nicht gelöscht werden, weshalb man sich mehrmals überlegte, ob man jetzt wirklich abdrücken wollte. Die Empfindlichkeit (ISO) konnte nur pro Film eingestellt werden.
Mit der digitalen Fotografie hat sich dieses Verhalten komplett geändert, so ist zum Beispiel das Resultat des Klickens sofort sichtbar. Die Empfindlichkeit kann pro Bild eingestellt werden. Auch die Präsentation der Aufnahmen hat eine grosse Veränderung erfahren: Machte man früher (berühmt/berüchtigte) Dia-Abende mit Familie und Freunden im eigenen Heim, stellen nicht wenige Hobby-Fotografierende ihre Aufnahmen intern oder gar weltweit sichtbar ins Internet. Der Siegeszug der digitalen Fotografie ist nicht mehr aufzuhalten. Deshalb musste sich die Fotobranche in den letzten Jahren komplett neu erfinden. Fast alle mobilen Geräte haben auch eine Foto-Funktion (Handy, Tablett-PC…). Damit einhergehend haben sich die Fotografier-Gewohnheiten verändert: keine oder wenige Überlegungen vor der Aufnahme, dafür braucht man ähnlich viel Zeit für die kreative Nachbereitung am PC. Man macht sehr viele Aufnahmen, was dann wieder die Frage nach einer sinnvollen und effizienten Archivierung aufwirft. Kleine Geräte (so zum Beispiel ein Geo-Tracker) geben Aufschluss, wo man wann fotografiert hat, was einem zum Beispiel nach Reisen enorm hilft, die Bilder mit ihrem Aufnahmeort zusammen zu führen.
Fotos dienen mitunter als Beweismittel (wie weltweit gerade zu erleben war, anlässlich der Umstürze und Rebellionen in Ägypten, Tunesien und Libyen). Solche authentische, entlarvende Aufnahmen kann kein noch so totalitäres System verhindern oder früh genug unterbinden. Unliebsame Wahrheiten kommen so ans Licht einer Weltöffentlichkeit.
Moderne Bildbearbeitungsprogramme ermöglichen zum Teil fantastische (nachträgliche) Resultate (z. B. beim Zusammenführen einer Belichtungsreihe oder einer Panoramafunktion). Leider sind Bilder, wenn sie mal ins Internet gestellt sind, fast nicht mehr von dort zu entfernen. Wo liegt da die (individuelle) Schmerzgrenze? Wie viel Schutz will der Einzelne? Oft ist man sich der Tragweite nicht bewusst.
Nach diesem Abend wird klar, dass die Foto-Welt gross ist und einem Haus mit vielen Fenstern gleicht. In ein paar haben wir kurz blicken können. Etwas länger verweilen wäre hoch interessant. Bei etlichen Besuchenden erwächst deshalb der Wunsch nach einem Nachfolgekurs.
www.peridea.ch
Auszug der gezeigten Folien (pdf 560 kB)